Herpes Zoster im Prisma
Die vielen Facetten der Komplikationen
Auf einen Blick
- Abnehmende Immunkompetenz im Alter1 begünstigt das „Wiedererwachen der Windpocken“ in Form von Herpes Zoster (HZ)2. Jeder Dritte ist im Laufe seines Lebens davon betroffen2.
- In 5-30% der Fälle treten als Komplikationen chronische Nervenschmerzen (Post-Zoster-Neuralgie (PZN)) auf3. Eine Gesichtsbeteiligung (Zoster ophthalmicus/ Zoster oticus) kann zu Sehstörungen einschließlich Sehverlust (Inzidenz 10-25%) und/oder Hörverlust führen3. Innerhalb von 12 Monaten nach Erkrankung besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Myokardinfarkt und Schlaganfall4.
- HZ sowie Komplikationen können durch eine zweimalige Impfung mit einem adjuvantierten, rekombinanten Totimpfstoff für mindestes 10 Jahre bestmöglich verhindert werden5. STIKO Empfehlung: Für alle ab 60 Jahren als Standardimpfung sowie als Indikationsimpfung für Menschen mit chronischen Vorerkrankungen ab 50 Jahren6. Die Impfquoten für Personen ab 60 Jahren sind aktuell noch niedrig (2020: 3,3%, 2021: 7,7%)7.
Herpes Zoster – eine Gefahr im Alter
Jährlich erkranken ca. 400.000 Menschen in Deutschland an HZ8. Ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Inzidenz von HZ zu, die Inzidenz von PZN steigt ab 70 Jahren8. Seit 2009 fand eine Verdopplung der stationär aufgenommenen Patient*innen mit HZ statt9. Neben der Immunoseneszenz erhöhen Autoimmunerkrankungen10 und Grunderkrankungen11, wie z.B. rheumatoide Arthritis, Asthma, COPD, koronare Herzerkrankungen, aber auch psychologische und physiologische Belastungen12, das Erkrankungsrisiko. Zudem können ca. 10% aller Erkrankten ein Rezidiv erleiden11.
Diagnose und Therapie des Herpes Zoster
- Die HZ-Diagnose erfolgt in der Regel klinisch, bei Bedarf (z.B. Zoster sine herpete) sollte eine Labor-diagnostische Absicherung erfolgen13.
- Das Auftreten des Hutchinson-Zeichen an der Nasenspitze erhöht das Risiko einer Augenbeteiligung um 85%13.
- Eine antivirale Therapie sollte innerhalb von 72h nach Symptombeginn begonnen werden13. Aktuell ist es unklar, ob eine rechtzeitig eingeleitete Therapie das Risiko für PZN senken kann14,15.
Schmerzen durch Herpes Zoster
Zwei Drittel der HZ-Patient*innen gaben an, während der Akuterkrankung starke Schmerzen zu haben16. Neben nozizeptiven Schmerzen kann neuropathischer Schmerz durch die Schädigung von Nerven entstehen15. Die Behandlung dieser Schmerzen kann die Gabe von Antikonvulsiva und/oder trizyklischen Antidepressiva nötig machen13. Daten zeigen, dass bei weniger als 50% der PZN-Patient*innen eine 50%ige Schmerzreduktion erreicht werden kann15.
Risikofaktor Immunsuppression
Immunsupprimierte Populationen (z.B. Nierentransplantion, hämatologische Malignome, solide Tumore, HIV) haben ein bis zu 7-fach erhöhtes HZ-Risiko17,18,19. Immunmodulierende Therapie, z.B. mit JAK-Inhibitoren, erhöht das Risiko signifikant20. Die Sicherheit und Wirksamkeit des adjuvantierten, rekombinanten HZ-Totimpfstoffs konnte in Patientengruppen mit eingeschränkter Immunfunktion gezeigt werden21. Daher ist das Vakzin bei erhöhtem HZ-Risiko ab 18 Jahren zugelassen21 (Achtung: Abrechnung & Kostenübernahme prüfen).
Laut STIKO ist eine bestehende immunmodulatorische Therapie grundsätzlich keine Kontraindikation für die Impfung mit Totimpfstoffen22.
Referenzen
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2. Wutzler et al. 2001, Vaccine 20: 121-124;
3. Harpaz R, et al., MMWR Recomm Rep 2008; 57:1-40;
4. Nagel and Gilden, Curr Neurol Neurosci rep 2015:15:16;
5. Strezova et al., Open Forum Infect Dis 2022;
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7. Epid Bull 49/2022;
8. Ultsch et al., 2013 Eur J Health Econ, 14:1015–1026;
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12. Marra F et al., Open Forum Infect Dis 2020;7:ofaa005;
13. AWMF S2k-Leitlinie “Diagnostik und Therapie des Zoster und der Postzosterneuralgie“. 2019;
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21. Fachinformation Shingrix, Stand: Sep, 2021,
22. Bundesgesundheitsbl 2019 · 62:494–515