Typische Impffehler und Tipps zur Vermeidung
Laut WHO führen Fehler bei der Handhabung und Lagerung von Impfstoffen deutlich häufiger zu unerwünschten Wirkungen als die Impfstoffe selbst. Eine qualitative Studie hat die häufigsten Fehler analysiert.1 Welche das sind und wie Sie diese vermeiden können: 6 praktische Tipps.
6 praktische Tipps zur Vermeidung von Impffehlern
Das „Institute for Safe Medication Practices (ISMP)“ hat Empfehlungen zum Umgang mit Impfungen veröffentlicht.2 Diese 6 wichtigsten Punkte können Ihnen im Praxisalltag helfen, Fehler zu vermeiden:
1. Erstellen Sie Arbeitsanweisungen für häufig verwendete Impfstoffe. Diese sollten folgende Punkte enthalten: Indikation/Kontraindikation, Vorsichtsmaßnahmen, spezielle Anwendungshinweise, Dokumentation und Notfallmaßnahmen.
2. Trennen Sie Impfstoffe für Erwachsene und Kinder, um falsche Dosierungen zu vermeiden.
3. Verwenden Sie ein Kühlsystem mit Alarmfunktion, damit die Kühlung der Impfstoffe immer sichergestellt ist.
4. Bewahren Sie Impfstoffe immer zusammen mit dem jeweiligen Lösungsmittel auf.
5. Lagern Sie keine vorab aufgezogenen Impfstoffe, da Kontaminationen nicht ausgeschlossen werden können. Spätestens am Ende eines Arbeitstages sollten Sie alle vorbereiteten Impfdosen verwerfen.
6. Kennzeichnen Sie jede aufgezogene Impfspritze, auch wenn Sie diese direkt verabreichen wollen. Nutzen Sie für die Kennzeichnung immer den vollen Namen oder die Standard-Abkürzungen, um Verwechslungen zu vermeiden.
Die häufigsten Fehlerquellen
In einer qualitativen Studie der „Abteilung für allgemeine Praxis an der Universität Lyon, Frankreich“, wurden die häufigsten Fehler rund um den Impfvorgang ermittelt.1 Die Studie basiert auf einer Literaturrecherche sowie mehreren Interviews mit Ärzten und Befragungen an der Medizinischen Fakultät von Saint-Etienne, Frankreich. Nahezu 80 % der Fehler entstehen demnach dadurch, dass Abläufe durch die ständige Routine mit der Zeit immer nachlässiger durchgeführt werden. Folgende Fehlerquellen kommen im Praxisalltag häufig vor:
Fehlerquellen bei der Vorbereitung
- Überprüfen des Impfstatus: Dies ist zum Teil nicht möglich, weil es keine Aufzeichnung der vorangegangenen Impfungen gibt.
- Der Impftermin ist nicht zeitgerecht, sodass die vorgesehenen Impfabstände nicht eingehalten werden können.
- Falscher Impfstoff oder falsche Anzahl der Komponenten: Dieser Fehler tritt vor allem bei Impfstoffen mit ähnlichen Bezeichnungen auf.
- Produktqualität wurde nicht sichergestellt. Dies kann vorkommen, wenn zum Beispiel die Kühlkette unterbrochen wurde.
- Equipment fehlt: Injektionsnadeln wurden beispielsweise nicht rechtzeitig nachbestellt.
Fehlerquellen bei der Handhabung
- Störungen: können zum Beispiel durch ein klingelndes Telefon entstehen.
- Arbeitsschritt vergessen: wie zum Beispiel die Desinfektion der Injektionsstelle.
- Aufziehen der Injektion: das falsche Lösungsmittel wird bei der Rekonstitution des Impfstoffes verwendet oder es wird vergessen, die überschüssige Luft abzuspritzen.
- Verabreichungsroute: Oral, intramuskulär oder subkutan?
- Injektionsgeschwindigkeit: kann zu schnell oder auch zu langsam sein.
- Patientenhandling: Die Impfung kann vergessen werden, wenn ein Patient wegen mehrerer Anliegen einbestellt wird. Oder ein Teil des Impfstoffes kann verloren gehen, wenn ein schreiendes angespanntes Kleinkind geimpft wird.
Fehler nach der eigentlichen Impfung
- Sachgerechtes Entsorgen der Abfälle, insbesondere der Nadeln, wird vergessen.
- Überwachung des Patienten vergessen – zum Beispiel in Hinblick auf eine Schockreaktion oder Kreislaufprobleme.
- Es wurde kein Eintrag der Impfung in den Impfpass gemacht.
- Patient wurde nicht ausreichend informiert über den nächsten notwendigen Impftermin, oder über mögliche Impfreaktionen.
Praktische Impf-Checkliste
Die Studien-Autoren erarbeiteten auf Basis der oben genannten Fehlerquellen eine praktische Checkliste, die Ihnen den Arbeitsalltag beim Impfen erleichtern kann.1 Damit können während der Impfung die einzelnen Arbeitsschritte strukturiert überprüft werden. So kann sichergestellt werden, dass nichts vergessen oder verwechselt wird.
Referenzen:
1. Charles R. et al., Family Practice 2016, published by Oxford University Practice: Vaccination errors in general practice: creation of a preventive checklist based on a multimodal analysis of declared errors.
2. Institute for Safe Medication Practices, Horsham, Pennsylvania, 2014: Recommendations for practitioners and manufacturers to address system-based causes of vaccine errors.