Grunderkrankungen, die das Pertussis-Risiko erhöhen

Eine aktuelle Studie aus Deutschland gibt Hinweise - die wichtigsten Ergebnisse hier!

29. Februar 2024
Lesedauer: 2 Min.
Lunge mit Bakterien

Welche Auswirkungen hat eine Pertussis-Infektion auf Menschen mit chronischen Grunderkrankungen? Eine aktuelle Studie aus Deutschland gibt Hinweise. Die wichtigsten Ergebnisse hier im Überblick.

 

Datenlücke bei Pertussis geschlossen

Pertussis ist hochansteckend, kann alle Altersgruppen betreffen und gehört dennoch bei Erwachsenen und älteren Menschen zu den häufig unterschätzten Gesundheitsrisiken. Dabei machen ans Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten Zahlen deutlich, dass die hochansteckende Atemwegserkrankung keineswegs nur Kleinkinder und Jugendliche betrifft. Fast die Hälfte der Erkrankten ist 20 Jahre und älter – jeder fünfte gehört in die Altersgruppe ab 60 Jahren.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie1 untersuchte die Auswirkungen einer Pertussis-Infektion bei Personen mit chronischen Grunderkrankungen. Damit konnte eine bisher wichtige Informationslücke in Deutschland geschlossen werden.

Die retrospektive Analyse basiert auf anonymisierten, routinemäßig erhobenen Leistungsdaten der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Die Studien-Kohorte umfasste über 3 Mio. Versicherte. Bei 4.383 wurde im Studienzeitraum Pertussis diagnostiziert und die Komplikationen der Infektion erfasst. Verglichen wurden gematchte Kohorten von Menschen mit versus ohne chronische Grunderkrankungen.

 

Hohes Risiko bei chronischen Grunderkrankungen

In der Analyse wurden Personen mit folgenden Grunderkrankungen untersucht:

  • Asthma
  • COPD
  • Osteoporose
  • Rheumatoide Arthritis
  • Depression
  • Immundefizienz
  • Herzinsuffizienz
  • Chronische Herzerkrankung
  • Chronische Nierenerkrankung
  • Diabetes Mellitus Typ 1 und Typ 2

Das Risiko für eine Pertussis-Infektion war bei Menschen mit einer chronischen Grunderkrankung im Durchschnitt stark erhöht (1,72-fach). Ein besonders stark erhöhtes Risiko betraf insbesondere Personen mit respiratorischen Grunderkrankungen wie Asthma (2,70-fach) und COPD (2,32-fach), sowie Menschen die unter einer Depression (2,08-fach) oder Rheuma (1,91-fach) litten.

 

Pertussis ist eine gefährliche Erkrankung

Die Ergebnisse bestätigen für Deutschland, was sich auch in den wenigen bisher vorhandenen Studien im internationalen Kontext zeigt: Bei Menschen mit verschiedenen chronischen Grunderkrankungen ist die Pertussis-Inzidenz erhöht und es kommt häufiger zu schwereren Verläufen – insbesondere, wenn diese älter sind:

Bei 10,8 % der untersuchten Pertussis-Fälle traten schwere Komplikationen auf. Personen mit chronischen Grunderkrankungen waren häufiger betroffen als Menschen ohne Grunderkrankungen (13,4 % vs. 9,5 %). Hinzu kam, dass Personen ab 60 Jahren ein um das 1,59-fach höheres Risiko hatten, bei einer Pertussis-Erkrankung schwere Komplikationen zu entwickeln.

 

2024: Schon doppelt so viele Fälle allein im Januar

Nach einem pandemiebedingten deutlichen Rückgang der Pertussis-Fallzahlen in Deutschland auf unter 1.000 gemeldete Erkrankte im Jahr 2021 zeigt sich seither wieder ein deutlicher Anstieg – wobei sich in den letzten beiden Jahren die Fallzahlen jeweils etwa verdoppelt haben2. Besonders alarmierend ist, dass zum 31. Januar 2024 schon doppelt so viele Keuchhusten-Fälle an das RKI gemeldet wurden wie im Vorjahreszeitraum (504 vs. 251 Fälle)3.

Auch aus anderen europäischen Ländern werden hohe Pertussis-Zahlen gemeldet. Im Januar 2024 wurden in Großbritannien besonders viele Fälle registriert, nachdem dort im Jahr 2023 schon 3-mal so viele Fälle aufgetreten waren wie in den Jahren zuvor.

Den besten Schutz vor einer Pertussis-Infektion mit schwerem Verlauf bietet eine Impfung.

 

Präventionsmaßnahme: Pertussis-Impfung

Für alle Erwachsenen empfiehlt die STIKO die nächste fällige Td-Impfung  einmalig in Kombination mit einem Pertussis-Impfstoff zu verabreichen4. Wie die aktuelle Studie zeigt, könnten Impfempfehlungen und -strategien dabei unterstützen, insbesondere Risikogruppen besser vor Pertussis und schweren Komplikationen zu schützen.

 

Referenzen

1. Surmann B et al. Infect Dis Ther (2024). DOI: https://doi.org/10.1007/s40121-023-00912-z

2. 810 Fälle in 2021, 1742 Fälle in 2022 und 3369 Fälle in 2023; Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0; https://survstat.rki.de, Abfragedatum: 04.02.2024.

3. Epid Bull 2024; 5: 3-6 | DOI 10.25646/11906

4. Epid Bull 2024;4:1- 72 | DOI 10.25646/11892

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