Impfung gegen Tuberkulose
Die Tuberkulose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Vertreter des Mycobacterium tuberculosis-Komplexes hervorgerufen wird. Humanpathogen ist in erster Linie M. tuberculosis. M. tuberculosis wird durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen.
Geschichte der Impfung:
- 1882: Robert Koch entdeckt den Erreger der Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis)
- 1890: Robert Koch entdeckt das Tuberkulin
- 1908-1921: Calmette und Guérin isolieren einen M.bovis-Stamm und attenuieren ihn im Laufe von insgesamt 231 Kulturzyklen über 13 Jahre. Es entsteht der Impfstamm "Bacillus Calmette Guérin" (= BCG)
- Ab 1945: weltweite Verbreitung der BCG-Impfung; alle Impfstämme gehen auf den BCG-Stamm zurück
Aufgrund der heutigen Anforderungen an eine klinische Impfstudie würde die BCG-Impfung wohl keine Zulassung mehr erhalten. Mangels Alternativen wird sie jedoch in vielen Ländern mit hoher Tuberkuloseinzidenz weiterhin verwendet.
In Deutschland war die BCG-Impfung seit Beginn der 90er Jahre wegen der insgesamt niedrigen Erkrankungswahrscheinlichkeit nur noch für bestimmte Risikogruppen empfohlen. Seit 1998 wird sie von der STIKO grundsätzlich nicht mehr empfohlen.
Die Impfung mit einem BCG-Impfstoff wird in Deutschland seit 1998 nicht mehr empfohlen.
BCG wird als attenuierter Lebendimpfstoff einmalig verabreicht. Die Dosis beträgt 0,1 ml und wird mit einer sehr dünnen Kanüle streng intradermal injiziert. Geeignete Impfstellen sind der Oberarm oder der Oberschenkel.
Als normale Impfreaktion bildet sich im Laufe von wenigen Wochen nach der BCG-Impfung ein bläulich-livides, erbsgroßes Knötchen, das manchmal zentral einschmilzt und ulzeriert. Es heilt im Laufe von einigen Monaten narbig ab, ohne dass eine spezifische Therapie notwendig wäre. Nur bei größeren Ulcera – die vorwiegend bei versehentlicher subkutaner Impfung beobachtet werden – ist eine kurzzeitige INH-Therapie (8-10 mg/kgKG über 4-6 Wochen) angezeigt.
Ebenfalls normal ist die postvakzinale Schwellung regionaler Lymphknoten, da BCG wie bei Wildinfektion zu einem Primärkomplex führt. Auch hier ist nur in Ausnahmefällen (ca. 1:1.000 Impfungen) eine Therapie notwendig.
Gefürchtet, da oft tödlich verlaufend, ist die disseminierte Aussaat der BCG-Bakterien bei Impflingen mit zellulärem (oder kombiniertem) Immundefekt. Sie wird in einer Häufigkeit von etwa 1:1 Million Impfungen registriert.
In Einzelfällen wurden nach BCG-Impfung Augenaffektionen (Iritis, Konjunktivitis), Knochen- und Gelenkentzündungen sowie BCG-Meningitiden beobachtet.
Für die BCG-Impfung gelten folgende Kontraindikationen:
- Akute, mit hohem Fieber einhergehende, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen banale respiratorische Infekte)
- Positive Tuberkulinreaktion (falls durchgeführt)
- Tuberkulose in der Vorgeschichte
- Schwangerschaft
- Entzündliche Hautkrankheiten
- Angeborene oder erworbene Immundefizienz
1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 127-129
Impfalter
Ab kurz nach der Geburt
Impfschutz-Dauer
Nicht bekannt
Impfschutz-Symptome
Die Wirksamkeit der BCG-Impfung ist umstritten. In den zahlreichen und umfangreichen klinischen Studien ergaben sich Effektivitätszahlen von 0-80 %, ohne dass es eine allgemein befriedigende Erklärung für die erheblichen Unterschiede gäbe.