Impfung gegen Herpes Zoster

Dem Herpes Zoster (HZ) liegt die Reaktivierung einer Varicella-Zoster-Virus(VZV)-Infektion zugrunde, da das Virus nach einer Primärinfektion lebenslang in den betroffenen Hirn- und Spinalganglien persistiert. Die klinische Manifestation beschränkt sich in der Regel auf dermatombezogene Hautareale, kann jedoch auch zu komplizierten und sogar lebensbedrohlichen Verläufen z.B. mit ZNS-Beteiligung führen. Die Patienten leiden häufig unter erheblichen Schmerzen, die über Wochen bis Monate, unter Umständen auch Jahre, andauern können und die Lebensqualität deutlich einschränken. Man spricht dann von postzosterischer oder auch postherpetischer Neuralgie (PZN).

13. Juli 2024
Lesedauer: 3 Min.
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Kurzbeschreibung / Geschichte der Impfung

Seit 2006 ist ein attenuierter Lebendimpfstoff zur Verhinderung eines HZ bzw. der PZN für Personen ab dem Alter von 50 Jahren zugelassen. Er enthält eine mindestens 14-fach höhere Menge des gleichen VZV-Impfstamms (OKA) als der konventionelle Varizellen-Impfstoff, d.h. ca. 20.000 plaquebildende Einheiten.
Ein weiterer Impfstoff gegen Herpes Zoster ist in der EU seit 2018 zugelassen und verfügbar. Dabei handelt es sich um eine Herpes-Zoster-subunit (HZ/su)-Vakzine.

Dieser Totimpfstoff enthält eine immunpotente Adjuvansmischung, nämlich das Monophosphoryl-Lipid A von Salmonella minnesota sowie Quillaja saponaria Molina, eine Seifenrindenbaumsubstanz (AS01B). Dieses Adjuvans führt zu einer Verstärkung der zellulären und humoralen Immunantwort, so dass auch bei immunsupprimierten Patienten und älteren Menschen eine gute Impfwirksamkeit erwartet werden kann. Der Impfstoff ist im 2-Dosen-Impfschema (Abstand 2 bis maximal 6 Monate) zu je 0,5 ml i.m. ab dem Alter von 18 Jahren zugelassen.

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit dem 13. Dezember 2018 die allgemeine Anwendung des adjuvantierten Herpes-Zoster-subunit (HZ/su)-Totimpfstoffs als Standardimpfung zur Verhütung von Herpes Zoster (HZ) sowie seinen Komplikationen und Spätfolgen für Personen ab einem Alter von 60 Jahren. Darüber hinaus empfiehlt sie diesen Impfstoff als Indikationsimpfung für immunsupprimierte Personen und Patienten mit anderen schweren Grundkrankheiten ab einem Alter von 50 Jahren. Zu dieser Gruppe gehören laut STIKO z.B. Personen mit:

  • angeborener oder erworbener Immundefizienz oder Immunsuppression
  • HIV-Infektion
  • rheumatoider Arthritis
  • systemischem Lupus erythematodes
  • chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
  • chronisch obstruktiver Lungenerkrankung oder Asthma bronchiale
  • chronischer Niereninsuffizienz
  • Diabetes mellitus


Die Impfung kann auch bei Personen, die bereits einmal an Herpes Zoster erkrankt waren, zur Rezidivprophylaxe sinnvoll sein.

Ferner sind Immunantwort und Verträglichkeit der Impfung mit der HZ/su-Vakzine bei Personen, die vor mindestens 5 Jahren mit dem Herpes-Zoster-Lebendimpfstoff geimpft worden waren, ähnlich der bei erstmals Geimpften. Eine Revakzination ist daher bei gegebener Indikation gut möglich.

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STIKO-Empfehlung

Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfungen laut Impfschema.

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Impfschema

Zweimalige Impfung mit dem adjuvantierten Herpes-Zoster-Totimpfstoff im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten. Bei immunsupprimierten Patienten oder bei geplanter Immunsuppression kann die zweite Dosis 1 bis 2 Monate nach der ersten Dosis verabreicht werden.

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Bekannte Nebenwirkungen

Lokalreaktionen wie Schmerzen, Rötung und Schwellung.

Das Spektrum an unerwünschten, systemischen Ereignissen nach den Impfungen ist ähnlich dem nach anderen Impfungen in dieser Alterskategorie (wie z.B. Influenza), wohingegen lokale Nebenwirkungen deutlich häufiger vorkommen. Sie traten bei 81 % der Geimpften im Vergleich zu 12 % in der Plazebogruppe in den ersten Tagen nach der jeweiligen Impfung in Erscheinung, unabhängig vom Alter und Dosis 1 oder 2.

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Kontraindikationen

Bekannte, schwere allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes.

Referenzen

1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 108ff
2. Bastidas A, et al. JAMA 2019;322:123–33; Zoster-002 Clinical Study Report 115523. [2019]. Verfügbar unter: https://www.gsk-studyregister.com/study?uniqueStudyId=115523
3. Dagnew AF, et al. Lancet Infect Dis 2019;19:988–1000; Zoster-039 Clinical study report. 116428, GSK [2013]
4. Lal H, et al. N Engl J Med. May 2015 28;372(22):2087-96
5. Cunningham AL, et al. N Engl J Med. 20162016 Sep 15;375(11):1019-32
6. Epid Bull 50/2018; Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2023, Epid Bull 2024;4:1- 72 | DOI 10.25646/11892 Strezova A, et al. Open Forum Infect. Dis.;2022 Oct 23;9(10):ofac485; Fachinformation HZ/su-Totimpfstoff

Impfalter

Ab 18 Jahren

Impfschutz-Dauer

Mindestens 10 Jahre

Impfschutz-Symptome

In einer klinischen Studie (“ZOE-50”) mit mehr als 15.000 Erwachsenen im Alter von 50-59 Jahren (47 % der Studienteilnehmer), 60-69 Jahren (29 %) und 70 Jahre und älter (23 %) wies der Impfstoff in den ersten 3 Jahren nach 2 Impfdosen (i.m., 2 Monate Mindestabstand) im Vergleich zu Plazebo eine Schutzwahrscheinlichkeit von 96,2 % (95 % Vertrauensbereich: 92,7-98,3 %) gegen Herpes Zoster auf. In den 3 Altersuntergruppen war die Wirksamkeit relativ ähnlich: 96,9 % (90,6- 99,4) bei den 50-59-Jährigen, 94,1 % (85,6-98,1) bei den 60-69-Jährigen sowie 98,3 % (89,9-100) bei den 70-Jährigen und älter.

Unter Berücksichtigung einer weiteren Studie (“ZOE-70”) zeigte der Impfstoff gegen den klinischen Endpunkt postherpetische Neuralgie eine Wirksamkeit von 83,9 % (65,8-93,5). In den verschiedenen Altersuntergruppen war die Wirksamkeit wie folgt: 100 % (49,1-100) bei den 50-59- Jährigen, 100 % (-145,2-100) bei den 60-69- Jährigen, 87,0 % (63,3-96,7) bei den 70-79- Jährigen sowie 43,0 % (-124,3-87,8) bei den 80- Jährigen und älter.

Die Wirksamkeit gegen HZ über einen Zeitraum von 9,6 Jahren ab einem Monat nach der zweiten Dosis, der die oben genannten Studien sowie eine weitere Nachbeobachtungsstudie („ZOE-LTFU“) umfasst, lag bei 89 % (85,6-91,3).

Bei ausgewählten immunsupprimierten Patienten konnte in Wirksamkeitsstudien eine Wirksamkeit von 68,2 % (55,6-77,5) bei Patienten nach autologer hämatopoetische Stammzelltransplantation (auHSCT) und eine Wirksamkeit von 87,2 % (44,3-98,6) bei Patienten mit hämatologischen Malignomen nachgewiesen werden.

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