Impfung gegen Hepatitis A
Hepatitis A ist eine akute virale Infektionskrankheit, die im Gegensatz zur Hepatitis B vorwiegend enteral direkt von Mensch zu Mensch durch fäkal-orale Schmierinfektion oder, vor allem bei Urlaubsreisen in Endemiegebiete, indirekt über kontaminierte Nahrungsmittel (Meeresfrüchte, ungewaschenes Obst u.a.) übertragen wird. Das Hepatitis-A-Virus (HAV), von dem nur ein Serotyp bekannt ist, gehört zu den Picorna-Viren.
Bis zu Beginn der 1990er Jahre war die passive Immunisierung mit Immunglobulin G die einzige wirksame Prävention der Hepatitis A. Heutiger Standard ist die aktive Immunisierung. Dazu stehen Impfstoffe verschiedener Hersteller aus kompletten, inaktivierten HAV zur Verfügung. Sie ist wirksamer und bei wiederholten Reisen in Endemiegebiete auch preisgünstiger.
Zwei Impfstoffe sind in pädiatrischer Formulierung (0,5 ml mit 50 % Antigengehalt im Vergleich zur Formulierung für Erwachsene) erhältlich für Kinder im Alter von 12 Monaten bis 17 Jahre (Kinderimpfstoff, 25 Einheiten HAV) bzw. bis 14 Jahre (Kinderimpfstoff, 720 ELISA-Einheiten HAV). Ab dem Alter von 18 bzw. 15 Jahren sind die entsprechenden Erwachsenenpräparate (1,0 ml Impfdosis, 50 Einheiten bzw. 1440 ELISA-Einheiten HAV) zu verwenden.
Die Hepatitis-A-Impfung ist für alle Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko bzw. erhöhter Komplikationsgefahr bei natürlicher Infektion indiziert. Dazu gehören gemäß STIKO-Empfehlung:
- Reisende in Regionen mit hoher Hepatitis-A-Inzidenz
Aus medizinischer Indikation:
- Personen mit häufiger Übertragung von Blutbestandteilen, z.B. i.v. Drogenkonsumierende, Hämophilie oder mit Krankheiten der Leber/mit Leberbeteiligung
- Bewohner von psychiatrischen Einrichtungen oder vergleichbaren Fürsorgeeinrichtungen für Menschen mit Verhaltensstörung oder Zerebralschädigung
- Personen mit einem Sexualverhalten mit erhöhtem Expositionsrisiko: z.B. Männer, die Sex mit Männern haben (MSM)
Aus beruflicher Indikation:
- Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko (einschließlich Auszubildende, Praktikanten, Studierende und ehrenamtlich Tätige) in folgenden Bereichen:
- Gesundheitsdienst (inkl. Sanitäts- und Rettungsdienst, Küche, Labor, technischer und Reinigungsdienst, psychiatrische und Fürsorgeeinrichtungen)
- Personen mit Abwasserkontakt, z.B. in Kanalisationseinrichtungen und Klärwerken Beschäftigte
- Tätigkeit (inkl. Küche und Reinigung) in Kindertagesstätten, Kinderheimen, Behindertenwerkstätten, Asylbewerberheimen u.ä. Sowie nach behördlicher Anordnung bzw. Empfehlung:
- Kontaktpersonen zu Hepatitis-A-Kranken (Riegelungsimpfung)
2 Immunisierungen im Abstand von mindestens 6 Monaten.
Der Hepatitis-A- Impfstoff ist auch in Kombination mit Hepatitis-B-Impfstoff erhältlich und wird als 3 Dosen-Impfschema verwendet (0-1-6 Monate).
Ferner ist ein Hepatitis-A-Typhus-Kombinationsimpfstoff ab dem Alter von 16 Jahren zugelassen. Bei gleichzeitig gewünschter Immunisierung gegen Hepatitis A und Typhus kann bis spätestens 2 Wochen vor Reisen in Endemiegebiete eine Impfdosis dieses Kombinationsimpfstoffes i.m. appliziert werden.
Die Verträglichkeit der Hepatitis A Impfung ist ausgezeichnet. Lokale Nebenwirkungen treten zwar – wie bei anderen Impfungen auch – häufig auf, sind aber meistens milde ausgeprägt und von kurzer Dauer. Gleiches gilt für die gelegentlichen systemischen Nebenwirkungen wie z.B. Fieber.
Folgende Kontraindikationen sind zu beachten:
- Akute, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen "banale Infektionen"): Verschiebung des Impfbeginns
- Bekannte, allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes
1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 135ff, Epid Bull 2024;4:1- 72 | DOI 10.25646/11892
Impfalter
Ab dem Alter von 12 Monaten
Impfschutz-Dauer
Mindestens 20 Jahre
Impfschutz-Symptome
Schon 2 Wochen nach der ersten HAV-Impfung zeigen Geimpfte zu nahezu 100 % eine Serokonversion (anti-HAV-IgG), die in hohem Maße (90-100 %) mit Schutz vor Krankheit korreliert. Die Boosterimpfung nach 6-12 Monaten führt zur Konsolidierung des Impfschutzes.