Impfung gegen Haemophilus-influenzae-Typ-B

Haemophilus influenzae ist ein ausschließlich humanpathogenes, Gram-negatives Stäbchenbakterium. Es führt bereits in den ersten Lebensjahren in hohem Maße zur Besiedelung des Nasopharynx und ruft bei einem Teil der Kolonisierten eine Vielzahl verschiedener Krankheiten hervor. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch.

12. Juli 2024
Lesedauer: 2 Min.
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Kurzbeschreibung / Geschichte der Impfung

Wesentlicher Virulenzfaktor von Hib ist die Polyribosylphosphat-Kapsel. Daher bestand die erste Generation von Hib-Impfstoffen, die ab Mitte der 1980er Jahre in Nordamerika zur Verfügung standen, aus diesem Polysaccharid. Da Polysaccharidantigene die Produktion von Antikörpern durch direkte Stimulation der B-Lymphozyten unabhängig vom T-Zell-System des Impflings bewirken, ergaben sich gravierenden Probleme.

Durch einen herstellungstechnischen Trick gelang es, das menschliche Immunsystem zu "überlisten": Das Kapselpolysaccharid fungiert als Hapten und wird an ein Trägerprotein kovalent gebunden (= konjugiert). Die Einbindung eines Proteins bewirkte die gewünschte T-Zell-Stimulierung und beseitigte die immunologischen Probleme der alleinigen Polysaccharid-Impfung.

In Deutschland wurde daraufhin im November 1989 PRP-D (mit Diphtherie-Toxoid als Trägerprotein) als erster Hib-Konjugatimpfstoff zugelassen und ab Juli 1990 nach öffentlicher Empfehlung durch die STIKO breit angewendet. Es folgten die Zulassung von PRP-OMP (Äußeres Membran Protein, "Outer membrane Protein" = OMP, von Neisseria meningitidis der Gruppe B als Trägerprotein) und HbOC (mit CRM197 = cross reacting material, eine atoxische Variante des Diphtherietoxins, als Trägerprotein) sowie später von PRP-TT (mit Tetanus-Toxoid als Trägerprotein).

Heute stehen verschiedene PRP-TT-Konjugatvakzine in Kombination mit unterschiedlichen Antigenen (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, inaktivierte Poliomyelitis, Hepatitis B) zur Verfügung, wohingegen Einzelimpfstoffe kaum noch erhältlich sind.

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STIKO-Empfehlung

Siehe Impfschema

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Impfschema

Für die Grundimmunisierung sind im Säuglingsalter für Reifgeborene 3 Impfstoffdosen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten empfohlen. Zwischen der letzten und vorletzten Dosis des jeweiligen Impfschemas sollte ein Abstand von 6 Monaten nicht unterschritten werden. Für Frühgeborene (geboren vor der 37. Schwangerschaftswoche) gilt das ”3+1"-Impfschema mit 4 Impfstoffdosen im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten. Wird eine Hib-Impfung im Alter von 1–4 Jahren nachgeholt, reicht eine einmalige Impfung. Bei Patienten mit anatomischer oder funktioneller Asplenie ist eine Hib-Impfung auch nach dem 5. Geburtstag indiziert.

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Bekannte Nebenwirkungen

Die üblichen Lokalreaktionen und Fieber treten bei maximal 20 % der Impflinge auf.

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Kontraindikationen

Folgende Kontraindikationen sind zu beachten:

  • Akute, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen "banale Infektionen"): Verschiebung des Impfbeginns
  • Bekannte, allergische Reaktionen ("Überempfindlichkeit") auf Bestandteile des Impfstoffes einschließlich des Trägerproteins
Referenzen

1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 74, Epid Bull 2024;4:1- 72 | DOI 10.25646/11892

Impfalter

Erstimpfung ab dem vollendeten 2. Lebensmonat

Impfschutz-Dauer

Seroprävalenzstudien haben gezeigt, dass bis zum Alter von 5 Jahren auch bei Ungeimpften eine ausreichende Immunität durch Infektion mit Hib-Bakterien besteht. Es wird sich zeigen, ob dies bei der gegenwärtigen Zurückdrängung von Hib durch die Impfmaßnahmen auch zukünftig noch gilt, oder ob ggf. Auffrischimpfungen erforderlich sein werden.

Impfschutz-Symptome

Die Wirksamkeit der Hib-Impfung ist in umfangreichen klinischen Studien hinreichend belegt und kann als sehr gut bezeichnet werden (>90 % nach 2 bis 3 Impfungen).

Grundlagen Impfung