Impfung gegen Diphtherie

Die Diphtherie wird durch Corynebacterium diphtheriae, ein Gram-positives Stäbchenbakterium, ausgelöst und durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Die Komplikationen der Krankheit beruhen auf der Wirkung des Diphtherietoxins, welches nach Besiedelung von Schleimhäuten von den Bakterien exprimiert wird. Bei nicht ausreichender und vor allem zu später Behandlung kann die Diphterie potentiell tödlich verlaufen.

12. Juli 2024
Lesedauer: 2 Min.
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Kurzbeschreibung / Geschichte der Impfung

Noch in den 1940er Jahren erkrankten in Deutschland jährlich Zehntausende von Menschen an Diphtherie, darunter vorwiegend Kinder (1946: 142.788 gemeldete Krankheitsfälle). Die Letalität betrug etwa 25 %. Die aktive Schutzimpfung ist die beste und sicherste Prophylaxe der Diphtherie. Folgende Meilensteine führten zur Impfstoffentwicklung:

  • 1888: Entdeckung des Diphtherietoxins durch Yersin und Roux
  • 1891: Entwicklung des Antitoxins durch Emil von Behring und Shibasaburo Kitasato
  • 1923: Inaktivierung des Diphtherietoxins mittels Formaldehydbehandlung durch Ramon. Sie bewirkte eine starke Reduktion der Enzymaktivität des Toxins bei unbeeinträchtigter Immunogenität
  • 1926: Immunogenitätssteigerung durch Adsorption des Diphtherietoxoids an Aluminiumverbindungen durch Glenny und Mitarbeiter


Die heute gebräuchlichen Vakzine beruhen weiterhin auf den 1923 bis 1926 entwickelten Prinzipien. Der Diphtherietoxoidgehalt der Vakzine ist mittlerweile international standardisiert.

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STIKO-Empfehlung

Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfungen laut Impfschema.

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Impfschema

In Deutschland wurde im Jahr 2020 das so genannte “2+1"-Impfschema für alle reif geborenen Kinder empfohlen. Die erste Dosis wird ab dem Alter von 2 Monaten i.m. appliziert, gefolgt von der 2. und 3. Dosis im Alter von 4 und 11 Monaten. Zwischen der 2. und 3. Impfdosis sollte ein Abstand von 6 Monaten nicht unterschritten werden. Diese Schema gilt auch für alle andere Altersklassen für die Grundimmunsierung. Für Frühgeborene (geboren vor der 37. Schwangerschaftswoche) gilt das ”3+1"-Impfschema mit 4 Impfstoffdosen im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten. 

Auffrischimpfungen werden in Deutschland im Alter von 5-6 (1. Auffrischimpfung) Jahren und 9-16 (2. Auffrischimpfung) Jahren empfohlen und dann in 10-jährigem Abstand. Hier ist zu beachten, dass ein Kombinations-Impfstoff mit reduziertem Diphtherietoxoidgehalt ("Tdap") verwendet wird.

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Bekannte Nebenwirkungen

Die Diphtherie-Tetanusimpfung wird in aller Regel sehr gut vertragen. Die typischen Nebenwirkungen, wie wir sie im Rahmen der Grundimmunisierung bei 1.739 Impflingen systematisch erfasst haben, sind in der Tabelle aufgeführt.

Nebenwirkungen 1. Dosis (%) 2. Dosis (%) 3. Dosis (%)
Lokale  
Rötung 4 6 14
Schwellung 5 8 14
Systemische  
Fieber ≥38°C
11 17 26
Unleidlichkeit 18 19 15
Müdigkeit 24 17 14
Appetitmangel 10 9 10

 

 

Nebenwirkungen 1. Dosis (%) 2. Dosis (%) 3. Dosis (%)
Lokale  
Rötung 4 6 14
Schwellung 5 8 14
Systemische  
Fieber ≥38°C
11 17 26
Unleidlichkeit 18 19 15
Müdigkeit 24 17 14
Appetitmangel 10 9 10
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Kontraindikationen

Folgende Kontraindikationen sind zu beachten:

  • Akute, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen "banale Infektionen")
  • Bekannte, schwere allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes
  • Neurologische Komplikationen auf eine vorausgegangene Diphtherie- (und/oder Tetanus-) Impfung
Referenzen

1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 51ff, Epid Bull 2024;4:1- 72 | DOI 10.25646/11892

Zu Nebenwirkungen: Tab. 4.1, Seite 48: Lokale und systemische Nebenwirkungen nach Diphtherie-Tetanus-Impfung bei 1.739 deutschen Kindern im Alter von 3, 4 ½ und 16 Monaten (modifiziert nach Schmitt-Grohé et al., Dev Biol Stand 89, 113-118; 1997).

Impfalter

Erstimpfung ab dem vollendeten 2. Lebensmonat

Impfschutz-Dauer

Bis zu 10 Jahre

Impfschutz-Symptome

Der durch Impfung mit Diphtherietoxoid hervorgerufene Schutz richtet sich weniger gegen die Infektion als vielmehr gegen die toxinbedingten Symptome. Sicherer Schutz vor Krankheit besteht bei einem Antitoxingehalt im Serum von mindestens 0,1 IE/ml. Die Überprüfung der Antikörper bleibt aber Sonderfällen, z.B. Patienten mit Immundefizienz, vorbehalten.

Die Wirksamkeit der Diphtherieimpfung wurde in einer kanadischen Untersuchung 1942 auf 86 % geschätzt. Eine Studie in Texas ergab 1970 eine Wirksamkeit von 93 %.

Grundlagen Impfung